Historie
Ein Mann mit Gründerqualität.
Eduard Scheve, geboren am 25.03.1836 in Volmarstein, beschäftigte zeitlebens die Frage:
„Wie kann ich der leidenden Menschheit Hilfe bringen?“.
In jüngeren Jahren widmete er sich nicht nur Obdachlosen, sondern missionierte auch unter Soldaten und rief die Deutsche Baptistische Kamerunmission ins Leben. Der Dienst der Frau in der Gemeinde und Mission war ihm ein besonderes Anliegen: Frauen sollten genauso wie Männer ein diakonisches Amt übernehmen können.
So gründete der Baptistenpastor 1887 gemeinsam mit seiner Frau Berta das „Diakonissenhaus Bethel“ (heute Gesundheitswerk Bethel Berlin) in Berlin. Gemäß seinem Lieblingsmotto, „Wir wollen einmal sehen, was der Herr vorhat“, baute er kontinuierlich das Mutterhaus als Ausbildungsstätte und Lebensraum für Diakonissen auf. Die Schwestern arbeiteten zunächst hauptsächlich in der Haus- und Familienpflege und im Gemeindedienst. Später wurde parallel dazu der Dienst in Krankenhäusern aufgenommen.
Am 10.01.1909 starb Eduard Scheve in Berlin. Er ist für uns und unsere tägliche Arbeit immer Vorbild und Ansporn geblieben. In seiner Tradition haben wir Krankenhäuser gebaut, Jugend- und Seniorenheime eingerichtet und sorgen für eine qualifizierte Aus- und Weiterbildung unserer Mitarbeiter. Denn eine gute Idee gibt man nicht auf.
Unsere Chronik
Die wichtigsten Jahre im Überblick
1882
1887
1898
1909
1932
1975
1976
1976
1977
1979
1979
1991
1994
1995
2002
2003
2004
2005
2007
2008
2011
2013
2016
2018
Leitende Persönlichkeiten im Überblick
Was kann man tun, um Menschen wirklich zu helfen? Als Antwort darauf haben viele Persönlichkeiten das Gesundheitswerk Bethel Berlin aufgebaut und gestaltet. Stellvertretend nennen wir hier die bisherigen Oberinnen, Vorsteher und Vorstandsvorsitzende. 2011 beschloss die Mitgliederversammlung, das Werk in eine gemeinnützige GmbH zu überführen.
- Eduard Scheve
Vorsteher von 1887-1909 - Caroline Jenner
Oberin von 1893-1913 - Gustav Gieselbusch
Vorsteher von 1909-1910 - Heinrich Goertz
Vorsteher von 1910-1926 - Malwine Griebat
Vorsteher von 1913-1917
- Mathilde Kubling
Oberin von 1918-1921 - Franziska Verch
Oberin von 1922-1954 - Friedrich Füllbrandt
Vorsteher von 1926-1934 - Jakob Meister
Vorsteher von 1935-1956 - Eva Hertzer
Oberin von 1954-1980
- Franz Dreßler
Vorsteher von 1954-1970 - Günter Hitzemann
Vorsteher von 1968-1991 - Dr. med. Mechtild Schröder
Oberin von 1981-1997 - Karl Behle
Mitglied des Vorstands seit 1989, Vorstandsvorsitzender 2004–2012, Vorsteher seit 2020
- Dr. theol. Wolfgang Lorenz
Vorsteher von 1992-2004 - Edeltraut Horn
Oberin von 1997-2007 - Dr. med. Angelika Voigt
Oberin von 2007-2020 - Katja Lehmann-Giannotti
Mitglied des Vorstands seit 2010, Vorstandsvorsitzende seit 2013, Oberin seit 2020
Berta und Eduard Scheve
Als Berta und Eduard Scheve am 10. Juni 1887 die erste Diakonisse in ihrer Wohnung aufnahmen, legten sie den Grundstein für das Gesundheitswerk Bethel Berlin. Anlässlich des 125-jährigen Bethel-Jubiläums würdigen wir das Wirken und die Verdienste unseres Gründerehepaares.
Wir zeichnen die wichtigsten Stationen beider Leben nach und zeigen: Wir können noch immer von ihnen lernen. Scheves Gedanken zu damals drängenden Fragestellungen klingen auch für heutige Ohren fortschrittlich. Ihr gemeinsames Engagement für die berufliche Selbstverwirklichung der Frau darf als wichtiger emanzipatorischer Beitrag gelten. Ihre modern verfremdeten Porträts bringen die Aktualität ihrer Gedanken und Taten auch auf bildlicher Ebene zum Ausdruck.
Eduard Scheve
als Förderer der Sonntagsschule
Kinder sind unsere Zukunft. Sich ihrer „mit allen Leibes- und Seelenkräften“ anzunehmen, schien Eduard Scheve oberste Pflicht. Bereits in jungen Jahren gründete er deshalb in seinem Heimatort Volmarstein (Wetter/Ruhr) eine Sonntagsschule. Was 1854 als improvisierte Veranstaltung begann, entwickelte sich schon bald zu einem strukturierten Unterricht. Er nutzte die Gelegenheit, den Kindern neben der Botschaft des Evangeliums auch die Fähigkeiten des Lesens und Schreibens mit auf den Weg zu geben. Denn Bildung versprach Chancen auf ein besseres Leben. Und das hatten viele seiner Schützlinge bitter nötig.1886 wurde Eduard Scheve zum Sekretär des Freikirchlichen Sonntagsschul-Bundes berufen. Er forderte eine gemeinsame inhaltliche Ausrichtung der Sonntagsschularbeit und trug seine Vorstellungen in die Gemeinden: Kinder müssten in der Sonntagsschule „herzliche Aufnahme, eine liebende Behandlung, treue Freunde und angenehme Unterhaltung finden.“ Statt auf Tadel und Bußpredigten sollten die Verantwortlichen auf Mannigfaltigkeit und Abwechslung setzen.
Mit diesen, den Grundsätzen moderner Sozialpädagogik nahe kommenden Ansprüchen hat Eduard Scheve vielen Kindern und der Sache seiner Kirche einen großen Dienst erwiesen.
Eduard Scheves
Beitrag zur Gleichstellung von Frauen
Es gehörte zu den Grundüberzeugungen Eduard Scheves, dass Frauen ebenso wie Männer die ihnen von Gott verliehenen Gaben nutzen sollten. Zeitlebens setzte er sich deshalb beharrlich für ihre gleichberechtigte Mitarbeit ein.
Und zwar nicht nur in der Krankenpflege, sondern auch in der inneren und äußeren Mission, bei der Leitung von Gebetsversammlungen ebenso wie bei Verwaltungsaufgaben. Frauen waren Mitte des 19. Jahrhunderts der Vormundschaft ihres Ehegatten unterstellt und hatten oft keinen Zugang zu Bildung und Beruf. Eduard Scheve durchbrach die Konvention, indem er für die offizielle Anerkennung des Diakonissenamtes eintrat. Er wollte sicher gehen, dass Frauen eine gründliche Ausbildung erhielten, ordiniert wurden, Anspruch auf Versorgung und ein Zusammenleben in der Gemeinschaft des Mutterhauses hatten. Damit eröffnete er ihnen die Möglichkeit, sich beruflich zu verwirklichen und eine von der Familie unabhängige Existenz zu führen.
In Berlin mit den sozialen Problemen einer Großstadt inmitten der Industriellen Revolution konfrontiert, gründete Scheve mit seiner Frau Berta 1887 die Diakonissenanstalt Bethel. Hier setzte er seine Vorstellungen in die Tat um. Mit seinem Engagement hat Eduard Scheve die historische Entwicklung vorweggenommen und Frauen den Weg in moderne Frauenberufe geebnet.
Eduard Scheve
Einsatz für die Aussenmission
Alle Menschen, unabhängig von Herkunft und Nation, haben Anspruch auf die Frohe Botschaft des Neuen Testamentes. Für Eduard Scheve eine Selbstverständlichkeit. Kam die Aufforderung, Gottes Wort unter den Völkern der Welt zu verbreiten, doch von Jesus selbst. Die Mitte der 1880er Jahre von englischen Baptistinnen und Baptisten übernommene Kamerunmission war für ihn ein Akt der Menschenliebe ohne jeden kolonialistischen Anspruch.
Die Anfänge der Außenmission gestalteten sich schwierig, da es an Geld und Erfahrung mangelte. Zwar konnte sich die baptistische Bundeskonferenz 1891 nicht zur offiziellen Übernahme des Missionsfeldes Kamerun durchringen, ermunterte Scheve aber zur Weiterarbeit und zur Entsendung von Missionaren. Diese hatten am Einsatzort mit Malaria und anderen Krankheiten zu kämpfen. Doch auf lange Sicht verfolgte Scheve sowieso ein anderes Konzept: Hilfe zur Selbsthilfe. Schon bald begannen er und seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter, in Deutschland Jungen und Mädchen aus Afrika auszubilden, die nach ihrer Rückkehr in die Heimat im Missionsdienst und in der Diakonie tätig wurden.
Berta Scheve
Herkunft als Grundlage für Ihr ganzheitliches Pflegekonzept
Im väterlichen Haushalt erhielt sie Einblick in die theoretischen und praktischen Grundlagen der Heilkunde und übte sich schon früh darin, immer die angemessene pflegerische Betreuung für Patientinnen und Patienten „herauszufühlen“. Prof. Albers vertrat ein breites medizinisches Themenspektrum, prägend für Tochter Berta aber wurde die Gründung eines eigenen Sanatoriums für Gemüts- und Nervenkranke im Jahre 1850. Unter Anleitung des Vaters half sie bei der Pflege der Kranken und entdeckte die Bedeutung des Zusammenwirkens von Körper und Seele. Nach Ausbruch des Deutsch-Französischen Krieges 1870 wurde sie mit der Leitung eines Lazaretts betraut. Sie assistierte bei Operationen, übernahm pflegerische Aufgaben und kümmerte sich um das seelische Wohl der verwundeten Soldaten. Täglich führte sie Andachten in den Krankenzimmern durch und sorgte für eine sinnvolle Beschäftigung der Genesenden, indem sie ihnen Strick- und Sprachunterricht erteilte. Sie dankten es ihr mit großer Anhänglichkeit und dem Kosenamen „Mütterchen“.
Berta Scheves pflegerisches Verständnis wurde ihr sozusagen in die Wiege gelegt. Sie kam am 2. Juni 1844 als Tochter des Universitätsprofessors Dr. Johann Friedrich Hermann Albers in Bonn zur Welt.
Berta Scheve
als Predigerfrau Kirchliches Engagement und tätige Nächstenliebe
Berta Scheve wurde christlich-katholisch erzogen und fand schon als Jugendliche Kraft und Trost im Gebet. Ihr Glaube ließ sie den Dienst an Kranken ebenso als Christenpflicht empfinden wie die spätere Gemeindearbeit an der Seite ihres Mannes Eduard Scheve. Die beiden lernten sich am Vorabend des Deutsch-Französischen Krieges bei einer Gebetsversammlung in Köln kennen, wo die frisch gebackene Lazarettleiterin Berta Albers auf einer Reise gestrandet war. Christinnen und Christen aus aller Welt hatten sich hier versammelt und sie bot Eduard Scheve ihre Dienste als Dolmetscherin an. Noch während ihres Lazarettdienstes fand die Verlobung statt, wenig später, am 2. Mai 1871, die Hochzeit. Kurz darauf ließ sich Berta als gläubige Baptistin taufen und begann ihr Leben als Predigerfrau. Sie begleitete Eduard Scheve auf Missionsreisen und -veranstaltungen, half bei der Verpflegung und Missionierung von Obdachlosen und brachte selbstverständlich auch ihre medizinischen Kenntnisse in die Gemeindearbeit ein.
Sie führte ein offenes Haus für Baptistinnen und Baptisten aus der ganzen Welt und gab den Jungen und Mädchen aus Afrika ein Zuhause, die im Zuge der Außenmission in Deutschland für den Missionsdienst ausgebildet wurden.
Berta Scheves
Bedeutung für die institutionelle Frauenarbeit. Vom Marthaverein zum Gesundheitswerk
Um der Not etwas entgegenzusetzen, beschlossen sie, die Frauen der Gemeinde zu mobilisieren und einen Marthaverein zu gründen. Unter Bertas Anleitung widmeten sich die Mitglieder der Armen- und Krankenpflege und brachten Trostbedürftigen das Wort Gottes. Als Scheves Plan, unter dem Dach des Marthavereins Diakonissen auszubilden, auf Widerspruch bei den Gemeindevertretern stieß, gab Berta den entscheidenden Rat: Die Gemeinde und der Marthaverein sollten von jeglicher Verantwortung und allen Kosten entbunden werden. Und so gründete das Ehepaar im Sommer 1887 die Diakonissenanstalt Bethel. Als kluge, zielbewusste Mitstreiterin ihres Mannes prägte Berta deren Entwicklung entscheidend mit. Ganz selbstverständlich übernahm sie die praktische Unterweisung und seelsorgerliche Betreuung der ersten Diakonissen. Auf dem Lehrplan standen neben Krankenpflege auch Rechtschreibung und Haushaltslehre. Mit gelegentlichen Artikeln, in denen sie die pflegerische Arbeit als Frauenaufgabe verteidigte, unterstützte sie außerdem Öffentlichkeitsarbeit ihres Mannes.
Als Berta und Eduard Scheve 1884 nach Berlin umzogen, trafen sie vor allem in den Arbeitervierteln auf Armut und Krankheit.
125-Jahre Diakoniewerk Bethel
Dankbar blicken wir auf ein ereignisreiches Jubiläumsjahr 2012 zurück.
Das ganze Jahr über feierten wir unseren 125. Geburtstag in allen unseren Einrichtungen – in Bayern, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Berlin. Wir haben diesen Anlass aber auch genutzt, um Rückschau zu halten: auf unsere bewegte Geschichte im Dienste des Nächsten. Immer wieder wurden politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Umbrüche auch als Chancen zur Weiterentwicklung wahrgenommen. Dabei sind wir immer dem Vermächtnis unseres Gründers Eduard Scheve treu geblieben.
Heute behandeln, pflegen und betreuen wir Menschen entsprechend unseres diakonischen Auftrages vom ganzheitlichen Dienst am Nächsten. Welche Ideen unsere Mitarbeitenden dazu haben, zeigt unser interner Wettbewerb „Wir pflegen Qualität.“, den wir anlässlich unseres Jubiläums durchgeführt haben. Uns ist bewusst, dass unser Werk heute wie gestern vom Engagement und Vertrauen unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Freunde und Partnerinnen und Partner getragen wird.
Ihnen allen gebührt herzlicher Dank!
Videobotschaften
Interner Wettbewerb
Interner Wettbewerb für die Mitarbeitenden des Diakoniewerkes Bethel „Wir pflegen Qualität.“
Qualität ist kein abstrakter Begriff. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Diakoniewerkes Bethel füllen ihn tagtäglich mit Leben. Wie erfolgreich sie dabei sind, zeigt sich zuallererst an der Zufriedenheit der Patienten und Bewohner. Transparenz sowie das Bewusstsein von der Prozesshaftigkeit ihrer Bemühungen tragen stetig zur Qualitätssicherung im Werk bei. Um weitere Qualitätsressourcen zu mobilisieren, rief das Diakoniewerk anlässlich seines 125-jährigen Jubiläums im letzten Jahr den Projektwettbewerb „Wir pflegen Qualität.“ ins Leben. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren eingeladen, sich Gedanken darüber zu machen, wie die eigenen Aufgaben noch wirksamer erfüllt werden könnten. Die eingereichten Vorschläge sollten beispielsweise dazu beitragen, Arbeitsabläufe zu vereinfachen oder zu beschleunigen oder auch motivierend auf die Mitarbeiterschaft zu wirken. Das Motto „Wir pflegen Qualität.“ postuliert den Anspruch des Hauses, steht aber auch für die Identifikation des Einzelnen mit dem großen Ganzen „Diakoniewerk“. Denn nur durch gemeinsame Anstrengungen kann das Werk die Herausforderungen der Zukunft meistern. Das Ergebnis des Projektwettbewerbes hat einmal mehr gezeigt, dass es auf einem guten Weg ist. In allen Einrichtungen nahmen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Herausforderung an und entwickelten Ideen, die von Kreativität und fachlicher Kompetenz zeugen.
Zeitreise
1887 - 1913
1914 - 1938
1939 - 1961
1962 - 1988
1989 - 2012
Unser Videoportrait
Ein Einblick in die Arbeit des Diakoniewerkes Bethel.